Von Pfarrer Andreas Strauch
„Sollt ich meinem Gott nicht singen?/ Sollt ich ihm nicht dankbar sein?/
Denn ich seh in allen Dingen,/ wie so gut er’s mit mir mein‘./
Ist doch nichts als lauter Lieben,/ das sein treues Herze regt,/
das ohn Ende hebt und trägt,/ die in seinem Dienst sich üben./
Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“
(EG 325: Strophe 1)
Das ist der Auftakt. Dank an Gott für Gottes Liebe. Das besingt Paul Gerhardt strophenlang. Zwölf Strophen hat das Lied eigentlich, zehn davon sind in unserem Evangelischen Gesangbuch (EG 325) abgedruckt.
Zur Zeit können wir nicht gemeinsam singen. Man kann es aber auch alleine, für sich, so wie es Paul Gerhardt hier auch tut: „Sollt ich meinem Gott nicht singen?“ Man kann für sein eigenes Leben prüfen: „Sollt ich ihm nicht dankbar sein?“ Und man kann in seinem eigenen Leben danach suchen: „Denn ich seh in allen Dingen,/ wie so gut er’s mit mir mein‘.“ Und alleine ist man dabei ja doch nicht. Auch andere werden’s tun. Und unsere Gedanken werden auf Gott gerichtet. Da treffen wir uns, auch wenn wir uns nicht sehen.
Paul Gerhardt hat den dreißigjährigen Krieg miterlebt, ziemlich genau in seinem zweiten, dritten und vierten Lebensjahrzehnt. Eine jahrzehntelange, lebensprägende Katastrophe! Und doch: „Sollt ich meinem Gott nicht singen?/ Sollt ich ihm nicht dankbar sein?“ 1653, fünf Jahre nach dem Ende dieses schrecklichen Krieges, besiegelt durch den Westfälischen Frieden 1648, knapp dreihundert Jahre vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, dichtet er dieses Lied. Die Melodie ist etwas älter und stammt nicht von Paul Gerhardt. Nicht naiv, sondern durchdrungen von Lebens- und Leidenserfahrungen aller Schattierungen kann man das Lied singen und meditieren. ‚In allen Dingen‘ will Paul Gerhardt sehen, ‚wie gut Gott es meint‘. Tatsächlich in allen? In den hellen und dunklen Zeiten eines jeden Lebens, in Glück und Trauer, in Erfolg und Niederlage, in Demütigung und Befreiung – ja selbst in Krieg und Frieden? Offensichtlich will Paul Gerhardt, selbst lebenserfahren und leidesgesättigt, singend und lobend dazu anleiten. Folgen wir ihm auf seinem strophenlangen Weg, schauen wir, jeder/ jede für sich, wie lange und wie weit wir mitgehen können oder wollen. Man kann ja auch zwischendurch stehen bleiben, innehalten und später weitergehen!
Paul Gerhardt gibt den Singenden quasi einen Merkspruch mit, den er Strophe für Strophe, durch alle Höhen und Tiefen hindurch, anwendet und erinnert: kein billiges Sprüchlein, sondern eine Einsicht, die Hoffnung schenken und vor trügerischer Sicherheit bewahren kann: „Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“ Nichts ist sicher, nichts von Dauer – außer Gottes Liebe. Was uns ängstigt, was uns freut, was wir verlieren, was wir gewinnen: „Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“ Dieser Spruch lebt vom häufigen, wiederholten Singen und Meditieren. Wie eine Litanei will er sich eingraben in das Herz und das Gedächtnis der Sängerinnen und Sänger und jedes Menschen, der das Lied liest, nachempfindet und bedenkt. Was Paul Gerhardt erlebt und besingt in den nun noch folgenden neun Strophen, Glaubenserfahrungen, Lebenserfahrungen – es läuft alles und immer wieder darauf hinaus. „Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“ Die Zeit kann man nutzen oder durchstehen, ausfüllen oder aushalten – je nachdem! – sie mündet in Gottes Ewigkeit. Sie ist geprägt von Gottes Liebe – „Lieb“: gesungen auf den höchsten Ton der Melodie dieses Liedes!
Vielleicht fällt Ihnen in diesem Zusammenhang auch der bekannte Abschnitt aus dem Prediger Salomo ein, das dritte Kapitel beginnt mit den Worten „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde“, gefolgt von 28 gegensätzlichen Polen, jeweils gegenübergestellt in 14 Paaren. Da geht es gleich zu Beginn um die existentiellen Ränder des Lebens („Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit“), weiter um elementare Gefühlsäußerungen („weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit“), öfters auch um ganz Alltägliches („suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit“), schließlich wieder um die großen Beziehungsäußerungen und -gegebenheiten im Leben („schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit; lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit“). Von Gott sagt der Prediger: „Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.“ (Prediger 3, 11)
Paul Gerhardt geht noch wesentlich weiter als der Prediger Salomo, auch wenn es bei diesem schon angelegt ist. Paul Gerhardt sieht über der zeitlich begrenzten Dauer und Qualität aller Dinge, Begebenheiten, Gegebenheiten des Lebens die ewige Liebe Gottes und fasst dies ausdrücklich in seinen Merkspruch: „Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“ Man kann diese einprägsame Formulierung als eine leicht zu behaltende, Kurzfassung des bekannten Ausspruchs des Apostels Paulus aus dem Römerbrief (Römer 8, 38.39) lesen: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“
Ja, Paul Gerhardt meint, wenn er von Gott singt und schließlich zu Gott singt, den dreieinigen Gott: die Liebe Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes! Setzen wir uns dem Leben vertrauensvoll aus: unserem zeitlichen Leben, getragen von der ewigen Liebe des dreieinigen Gottes! Folgen wir Paul Gerhardts Erfahrungen und Einsichten, gehen wir dabei an den einzelnen Strophen entlang. – Die Strophen zwei bis vier besingen den dreieinigen Gott:
2. „Wie ein Adler sein Gefieder/ über seine Jungen streckt,/
also hat auch hin und wieder/ mich des Höchsten Arm bedeckt,/
alsobald im Mutterleibe,/ da er mir mein Wesen gab/
und das Leben, das ich hab/ und noch diese Stunde treibe./
Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“
3. „Sein Sohn ist ihm nicht zu teuer,/ nein, er gibt ihn für mich hin,/
dass er mich vom ewgen Feuer/ durch sein teures Blut gewinn./
O du unergründ’ter Brunnen,/ wie will doch mein schwacher Geist,/
ob er sich gleich hoch befleißt,/ deine Tief ergründen können?/
Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“
4. „Seinen Geist, den edlen Führer,/ gibt er mir in seinem Wort,/
dass er werde mein Regierer/ durch die Welt zur Himmelspfort;/
dass er mir mein Herz erfülle/ mit dem hellen Glaubenslicht,/
das des Todes Macht zerbricht/ und die Hölle selbst macht stille./
Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“
Die Strophen zwei bis vier besingen nacheinander Gott als Vater, als Sohn, als Heiligen Geist. Sie sind ein kurzes Glaubensbekenntnis. Das Wesen des christlichen Glaubens wird kurz, bilderreich, eindringlich und persönlich bekannt – wie im Glaubensbekenntnis mit seinen drei Artikeln.
Besungen wird Gott, der Schöpfer, der uns ins Leben ruft und uns schützt und bewahrt.
Besungen wird Gott, der Sohn, der uns solidarisch zur Seite tritt, die Menschen in ihrer Schuld nicht verwirft. Gott der Sohn, der die Tiefe Gottes den Menschen nahebringt, die Unergründlichkeit seines Wesens, die unfassbare Liebe. Keine Tiefe des menschlichen Lebens ist zu tief, als dass Gott nicht dorthin kommen könnte: seien es Einsamkeit, Schmerzen, Krankheit, Angst, Gewissensqualen, der Scherbenhaufen der Lebensbilanz.
Besungen wird schließlich Gott, der Geist: Gott in dem Menschen, Gott, der uns erfüllen und prägen will und in unserem Leben in allen Tiefen stärkt. Hier nennt Paul Gerhardt sogar die Todesmacht und die Hölle. Das ist durchaus nicht nur jenseitig zu verstehen: Todesmacht und Hölle auf Erden waren im dreißigjährigen Krieg real, präsent, sichtbar, greifbar. Sie waren und sind es seitdem immer wieder, z.B. im Zweiten Weltkrieg, der vor 75 Jahren sein Ende fand, und heute im Bürgerkrieg in Syrien. Vielerorts!
Nach jedem der drei Teile des gesungenen Glaubensbekenntnisses über Gottes Schöpferliebe, seiner Solidarität mit den Menschen, seiner Einwohnung bei und in den Menschen, folgt wieder der Merkvers, der alles ins rechte Glaubenslicht setzt und von Gott tragen und aufheben lässt: „Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“ – So lauten die Strophen fünf bis sieben:
5. „Meiner Seele Wohlergehen/ hat er ja recht wohlbedacht;/
will dem Leibe Not entstehen, /nimmt er’s gleichfalls wohl in acht./
Wenn mein Können, mein Vermögen/ nichts vermag, nichts helfen kann,/
kommt mein Gott und hebt mir an/ sein Vermögen beizulegen./
Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“
6. „Himmel, Erd und ihre Heere/ hat er mir zum Dienst bestellt;/
wo ich nur mein Aug hinkehre,/ find ich, was mich nährt und hält:/
Tier und Kräuter und Getreide;/ in den Gründen, in der Höh,/
in den Büschen, in der See,/ überall ist meine Weide./
Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“
7. „Wenn ich schlafe, wacht sein Sorgen/ und ermuntert mein Gemüt,/
dass ich alle liebe Morgen/ schaue neue Lieb und Güt./
Wäre mein Gott nicht gewesen,/ hätte mich sein Angesicht/
nicht geleitet, wär ich nicht/ aus so mancher Angst genesen./
Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“
Diese Strophen fünf bis sieben sind das das freundliche und gut zuredende Herzstück des Liedes. Der Grundton ist hell, der Hintergrund das vorher gesungene Glaubensbekenntnis. Aus ihm folgt ganz offensichtlich und unüberhörbar: Alles ist gut oder wird gut.
Strophe fünf führt schon dahin. Die Stimmung ist aufgehellt: der „Seele Wohlergehen“ ist Gottes Anliegen, die Gefährdung des menschlichen Körpers – durch Krankheit etwa oder Unfall oder Verwundung – wird Gott anvertraut. Die Erfahrung, dass Gott auch in Einschränkungen ungeahnte, unvermutete Kräfte schenken, dazugeben kann, wird besungen. Die Erfahrung, dass es aufwärts gehen kann, man kann sogar sagen: die Erfahrung der Auferstehung im Leben, die Erfahrung der Gnade.
Strophe sechs ist nur licht und schön. Alles ist gut. Die Lebensgrundlagen und Lebensmöglichkeiten des Menschen werden wunderschön beschrieben und anschaulich vor Augen geführt. Man sieht blühende Landschaften vor sich. Überall, „wo ich nur mein Aug hinkehre“. Das Paradies auf Erden? Gottes Schöpferwille ungestört, Gottes Schöpfung unzerstört? Dass der Mensch wesensbedingt zur Grenzüberschreitung und Ausbeutung neigt, ist hier nicht im Blick. Genauso wenig andererseits die prophetische Vision des messianischen Friedensreiches mit Kühen und Bären, die friedlich nebeneinander weiden, mit Löwen, die Stroh fressen – wie die Rinder (Jesaja 11, 6-9). Aber es ist doch ein Augenblick der Vollkommenheit in dieser Strophe festgehalten – der sich gleichwohl nicht festhalten lässt: „Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“ Der erste Teil des Merkspruchs korrigiert jede Naivität, sein zweiter Teil lässt Menschen immer wieder neu anfangen – trotz Sorge und Angst – Tag für Tag.
Anrührend ist das in der siebten Strophe besungen: Der Schlaf, der uns manches vergessen lässt und manches verarbeiten und zurechtrücken hilft – das ist Gottes Sorge für uns. Die neue Zuversicht, die andere Sicht der belastenden Dinge am nächsten Morgen – das ist ein Blick in Gottes freundliches Angesicht! Deswegen ist es so gut, vor schweren und weitreichenden Entscheidungen eine Nacht zu schlafen, die Dinge also zu überschlafen. Und deswegen stimmt es auch immer wieder, wenn man anderen oder sich selbst Mut macht und sagt: „Morgen sieht die Welt schon wieder anders aus.“ Freilich, wir wissen und erfahren: Immer neu bekommen wir Kräfte, aber immer wieder gehen sie uns auch aus, um uns dann wieder neu zuzuwachsen: „Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“ – Die Strophen acht bis zehn bemühen sich um eine umfassende Deutung des Lebens von und vor und mit Gott:
8. „Seine Strafen, seine Schläge,/ ob sie mir gleich bitter seind,/
dennoch, wenn ich’s recht erwäge,/ sind es Zeichen, dass mein Freund,/
der mich liebet, mein gedenke/ und mich von der schnöden Welt,/
die uns hart gefangen hält,/ durch das Kreuze zu ihm lenke./
Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“
9. „Das weiß ich fürwahr und lasse/ mir’s nicht aus dem Sinne gehn:/
Christenkreuz hat seine Maße/ und muss endlich stillestehn./
Wenn der Winter ausgeschneiet,/ tritt der schöne Sommer ein;/
also wird auch nach der Pein,/ wer’s erwarten kann, erfreuet./
Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“
10. „Weil denn weder Ziel noch Ende/ sich in Gottes Liebe find’t,/
ei so heb ich meine Hände/ zu dir, Vater, als dein Kind,/
bitte, wollst mir Gnade geben,/ dich aus aller meiner Macht/
zu umfangen Tag und Nacht/ hier in meinem ganzen Leben,/
bis ich dich nach dieser Zeit/ lob und lieb in Ewigkeit.“
Wovon die achte Strophe so unvermittelt singt, von ‚Strafen‘, ‚Schlägen‘, entstammt einem Gottesbild, das uns sicherlich fremd ist. Leidenserfahrungen als Erziehungsmaßnahme Gottes zu verstehen, halte ich für problematisch, mindestens dann jedenfalls, wenn es generell, pauschal geschieht, sich auf das Leid anderer bezieht und andere Menschen auf diese Deutung festgelegt werden. Damit bemächtigt man sich der anderen Menschen, stellt sich als vermeintlich wissender und urteilsfähiger und -berechtigter Mensch über den anderen oder die andere und verschlimmert deren Leid. Aber auch sich selbst sollte man mit dieser Sicht nicht quälen und niedermachen. Gottes Wille ist uns – wie die Zumutungen unseres Lebens – nie voll einsehbar. Die Auffassung, Leiden, Krankheit, Infektionen als Strafe Gottes zu sehen, ist allerdings immer noch vorhanden. Sie gab und gibt es z.B. in Bezug auf HIV und jetzt auf Corona. Umgekehrt kann und mag es manchmal entlasten, erleichtern, sich angesichts der Anonymität und Sinnlosigkeit der Bedrohung direkt an Gott zu wenden und Gott die Bedrohung ausdrücklich zu klagen, ja Gottes Solidarität, Hilfe, Beistand einzuklagen. Viele Psalmen sind dazu eine gute Sprach- und Gebetshilfe. Immerhin nennt die gleiche Strophe acht Gott ausdrücklich „mein Freund“. ‚Meinem Freund‘, „der mich liebet“, kann und darf ich doch ungefiltert und ungeschminkt alles anvertrauen, was mir auf der Seele liegt! Und mit ihm, bei ihm, vor ihm auch überlegen und bedenken, was ich aus Leiden, Bedrohung, Krise mitnehmen muss, kann, darf, wie ich mit anderen und als Teil der Gesellschaft, der Menschheit, der Kirche, der Gemeinde in der derzeitigen Krise und, wann immer, nach der Krise leben möchte.
Auch wenn Glaube und Jesusnachfolge gewiss Leidensbereitschaft einschließen, ist die Leidensfähigkeit doch nicht unbegrenzt. Es gibt Grenzen des Ertragbaren. In der neunten Strophe wirft Paul Gerhardt einen Blick über unsere Lebensgrenze hinaus. Nicht nur alles „Ding währt seine Zeit“, auch das menschliche Leben. Der Mensch ist zeitlich, Gott ist ewig. Der Mensch findet sein Ziel bei Gott. Die menschliche Zeit fließt und mündet in Gottes Ewigkeit. Da ist dann sogar der erste Teil des Merkspruchs nicht mehr aktuell. Zum Schluss der neunten Strophe heißt es das letzte Mal in diesem Lied „Alles Ding währt seine Zeit,/ Gottes Lieb in Ewigkeit.“
Bleibt die zehnte und letzte Strophe mit ihrem anbetenden Blick zu Gott. Gott wird hier nun erstmalig direkt angeredet. Nach neun Strophen Betrachtung und dankbarem Bekenntnis folgt nun das innige Gebet. Der Dichter ist Beter. Sein Blick richtet sich auf Gottes Ewigkeit. Alle Grenzen und Beschränkungen werden aufgehoben, alles Werden und Vergehen wird zum Ziel finden: die Ewigkeit Gottes. Menschliche Liebe wird sich in Gottes Liebe vollendet finden. Der zweite Teil des Merkspruchs verliert seine Gültigkeit nie und nimmer: „Gottes Lieb in Ewigkeit.“ In sie einzugehen und vorher das begrenzte und geschenkte Leben dankbar wahrzunehmen, Tag für Tag, ist Ausdruck und Ziel christlicher Hoffnung, denn wir haben die schöne Aussicht: „bis ich dich nach dieser Zeit/ lob und lieb in Ewigkeit.“